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Die Hure Babylon

Die Hure Babylon

31m 17s

Mit dem Bild der „Hure Babylon“ aus dem biblischen Buch der Apokalypse (Offenbarung) kommen wir unter anderem auf die Ereignisse vom 7. Oktober 2023 und auf sexuelle Gewalt gegen Frauen zu sprechen.
Wir reden über die verzerrte christliche Rezeption apokalyptischer Bilder, aus denen starke Feindbilder geworden sind, die Gut und Böse klar unterscheiden und die sich auch in gegenwärtigem Israelhass zeigen. In der „Hure Babylon“ verbinden sich der Hass auf die sündige Stadt mit ihrem Luxus, ihrer Lust und ihrem Schmutz mit Frauen- und Judenhass. Westliche Dekadenz symbolisiert sich in Städten wie New York, Tel Aviv und Berlin – nicht...

David und Goliat

David und Goliat

26m 32s

Ein Hirtenjunge, der mit ein paar Kieselsteinen und einer Steinschleuder gegen einen schwer gerüsteten Riesen antritt: Die Steinschleuder ist zum Symbol des palästinensischen Widerstandes geworden. Dabei ist es bei den diversen militärischen Playern überhaupt nicht so eindeutig, wer mit David und wer mit Goliat zu identifizieren wäre. Schon deshalb eignet sich diese biblische Geschichte nicht, um die Guten von den Bösen und die Ohnmächtigen von den Mächtigen zu unterscheiden. Wir schauen uns die Geschichte von David noch einmal an, der mit seiner schillernden Persönlichkeit gar nicht dazu taugt, zu heroisieren oder zu dämonisieren.

Auge um Auge, Zahn um Zahn

Auge um Auge, Zahn um Zahn

27m 40s

In den Medien wird oft von „Vergeltungsschlägen“ und „Racheakten“ gesprochen, wenn vom Krieg zwischen Israel und der Hamas berichtet wird. Dann wird vor der Logik des „Auge um Auge“ und einer drohenden Gewaltspirale gewarnt. Dass dies mit Blick auf Russlands Krieg gegen die Ukraine nicht geschieht, zeugt von einem Doppelstandard, der dem Staat Israel das Recht auf Verteidigung abspricht. Wir nehmen das Talionsprinzip aus der Tora (Auge um Auge) näher unter die Lupe, und fragen, wie dieser juristische Entschädigungsgrundsatz zur Beilegung von Konflikten eigentlich zur gewaltsamen Rache wurde.

„Kindermörder Israel“

„Kindermörder Israel“

22m 11s

Auf pro-palästinensischen Demonstrationen und in entsprechenden Stellungnahmen wird Israel immer wieder als „Kindermörder“ bezeichnet. Wenn furchtbare Kriegsereignisse benutzt werden, um den Mythos vom verschwörerischen, rituellen Blutopfer zu bedienen, wird der Staat Israel damit dämonisiert. Dieser Mythos ist nicht nur in der christlichen, sondern auch in der islamischen Welt weit verbreitet. Warum findet er so viel Anklang? Wir gehen zurück bis in die biblische Passionsgeschichte, um das Klischeebild einer jüdischen Verschwörung zu stören, die den unschuldigen Gottessohn vermeintlich quälen und töten will.

Antisemitische Bilder von Geld, Zins und Wucher: Eine historische Einführung mit Mathias Berek

Antisemitische Bilder von Geld, Zins und Wucher: Eine historische Einführung mit Mathias Berek

32m 45s

Zu allen Zeiten war die überwiegende Mehrheit der Juden und Jüdinnen arm. Mit Mathias Berek vom Zentrum für Antisemitismusforschung und Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt sprechen wir über die wirtschaftlichen und politischen Bedingungen jüdischen (Über-)Lebens im christlichen Europa. Und Berek erklärt, was diese Vorurteile mit christlichem Abgrenzungsbedürfnissen, Konkurrenzsituationen und Projektionen eigenen Unbehagens im Umgang mit Geld zu tun haben.

Antisemitismus als Götzendienst: Yael Kupferberg zum biblischen Bilderverbot

Antisemitismus als Götzendienst: Yael Kupferberg zum biblischen Bilderverbot

29m 56s

Laut Yael Kupferberg wurzelt christlicher Judenhass in der Missachtung des biblischen Bilderverbots. Über diese These sprechen wir mit der Literaturwissenschaftlerin vom Zentrum für Antisemitismusforschung und Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt in dieser Folge. Dort wo „G-tt“ verdinglicht, verbildlicht, und vermenschlicht wird, so Kupferberg, werden Jüdinnen und Juden zur Zielscheibe, weil sie immer wieder auf der Unverfügbarkeit, Offenheit und Identitätslosigkeit des „Einen“ G-ttes Israels beharren. Antisemitismus ist nach dieser Lesart eine Form von Götzendienst, der sich tief in die christliche Theologie eingegraben hat.

Antisemitismus und Rassismus: Felix Axster über das Motiv des Sündenbocks

Antisemitismus und Rassismus: Felix Axster über das Motiv des Sündenbocks

35m 51s

Die rassismuskritischen (postkolonialen) und antisemitismuskritischen Diskurse sind derzeit besonders aufgeladen und politisch brisant. Wir sprechen mit dem Historiker Felix Axster vom Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin über die Entstehungsgeschichte der Rassetheorie im frühen 19. Jahrhundert und darüber, was Antisemitismus von Rassismus unterscheidet. Axster will eine „Aufmerksamkeitskonkurrenz“ zwischen beiden Phänomenen verhindern und mehr Bewusstsein für die Parallelen und Unterschiede schaffen. Denn es gibt historische Parallelen zwischen den politischen Situationen von Juden und rassistisch Diskriminierten sowie bei den Mechanismen der Externalisierung und Ausgrenzung. Der Historiker plädiert dafür, Antisemitismus und Rassismus im gleichen Rahmen zu betrachten sowie die Ursachen der Ausgrenzung in...

Was ist überhaupt Antisemitismus? Gert Pickel über die sozialwissenschaftliche Vermessung der Judenfeindschaft

Was ist überhaupt Antisemitismus? Gert Pickel über die sozialwissenschaftliche Vermessung der Judenfeindschaft

37m 43s

Kaum jemand will als Antisemitin oder Antisemit bezeichnet werden – allein schon, weil es strafbar sein könnte. Mit Gert Pickel von der Universität Leipzig haben wir darüber gesprochen, mit welchen Fragen die sozialwissenschaftliche Forschung judenfeindliche Ressentiments erfassen kann. Pickel erklärt die „Einstellungsbatterien“, mit denen die Forschung klassischen oder tradierten vom sekundären Antisemitismus oder israelbezogenen vom religiös-christlichen und muslimisch-migrantischen Antisemitismus unterscheidet. Je nach Unterform und sozialer Gruppe stimmen in Deutschland in Umfragen zwischen 10 und 30 Prozent der Menschen einschlägigen Aussagen zu. Gleichzeitig sind 70 bis 80 Prozent der hier lebenden Juden und Jüdinnen von Antisemitismus betroffen. Was bedeutet das für...

Antisemitismus in der Linken: Sina Arnold zur Geschichte des Antizionismus

Antisemitismus in der Linken: Sina Arnold zur Geschichte des Antizionismus

34m 45s

Warum gibt es Antisemitismus in der linken Bewegung? An aktuellen Beispielen wie den Debatten um die documenta 15 und seit dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 zeigen sich irritierende Dynamiken. Im Extremfall führen sie dazu, dass sich junge Linke plötzlich mit einer konservativ-islamistischen Terrorbewegung solidarisieren, die einen Gottesstaat aufbauen will. In dieser Folge führt Sina Arnold, Wissenschaftlerin am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin und am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt, in die geschichtlichen Hintergründe ein und identifiziert wichtige Anknüpfungspunkte für Antisemitismus in linkem Denken. Außerdem sprechen wir darüber, wo sich ähnlich verkürzende Fehlanalysen in Theologie und Kirche finden.

Weihnachtsgeschichte(n)

Weihnachtsgeschichte(n)

32m 30s

Maria, Josef und das Christkind in der Krippe gehören zu jedem Weihnachtsbild, ebenso Ochs und Esel im Stall, der Stern, die Hirten und die Heiligen Drei Könige. In diesem Ensemble werden zwei biblische Weihnachtserzählungen – die des Lukas- und die des Matthäusevangeliums – zu einer einzigen Geschichte zusammengefasst. Ochs und Esel kommen sogar überhaupt nicht in den neutestamentlichen Texten vor. Wie entstand dieses Bild, und warum bringt erst eine antisemitismuskritische Perspektive die Geburtsgeschichten des göttlichen Kindes zum Singen?